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Ich bin so richtig schwanger.

  • Autorenbild: Michael Lee
    Michael Lee
  • 13. Sept.
  • 4 Min. Lesezeit
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Ich bin so richtig schwanger.

Körperlich – emotional -mental.

Ich spüre es auf jeder Ebene. Eigentlich schon seit 2-3 Wochen.

Aber dahin zu kommen es auch wirklich selbst anzuerkennen – das war ein Prozess. Und wird es auch bleiben.

Heute Morgen konnte ich meine aufgewühlte, verändernde innere Welt aber nicht mehr leugnen. Und als dann auch noch zum ersten Mal die Milch der linken Brust kam – da überrollte mich dann alles und ich konnte nur noch weinen. Zum Glück. Denn all die Energie hatte sich eh schon aufgestaut – aber ich habe ihr keinen Raum gegeben.

Diese Einteilung von 1. 2. 3. Trimester kommt für mich gar nicht hin und hat die letzten Wochen dazu beigetragen, dass ich dachte, ich darf diese Wahrnehmungen und Veränderungen nicht anerkennen, weil ich ja noch im 2. Trimester bin – dem Trimester, in dem es einem sooo gut geht.

Und während das jetzt wirklich ein paar Wochen so war und ich mich sehr, wie „Sabina“ gefühlt habe – so ist das seit ein paar Wochen nicht mehr der Fall. Denn mittlerweile kommt nicht eine Veränderung jede Woche hinzu, sondern gefühlt hundert alle paar Tage. Was gestern funktioniert hat oder sich gut angefühlt hat, fühlt sich heute gar nicht mehr gut an.

Ich weiß, dass ich nicht bewusst Widerstand gegen all die Veränderungen in den letzten Wochen kreiert habe, aber weil sich auf jeder Ebene so vieles verändert hat in so einer kurzen Zeit bin ich gar nicht hinterhergekommen, es anzuerkennen und überhaupt zu verstehen, was da vor sich geht und ob das bleibt.

Ich habe die letzten 2-3 Wochen als eine Art Übergang/Transformation wahrgenommen in eine neue Phase der Schwangerschaft. Für mich die dritte große Phase dieser Schwangerschaft. Wieder eine Phase in der es heißt alte Anteile loslassen, neue zulassen, sich neu hineinfinden. Und das ist ein Prozess. Ein Prozess auf den niemand einen vorbereiten kann und der unglaublich individuell ist. Jede Frau wird mit ihren eigenen Anteilen konfrontiert werden, die losgelassen werden dürfen.

Ich nehme diesen Übergang gerade wahr als „Sabina“ loslassen, hin zu „Schwanger sein, Frau sein, Mutter sein“. Es fühlt sich an als würde ich das Mädchen und die junge Frau in mir immer mehr loslassen und im Frau sein und Mama sein ankommen. Und das ist gruselig. Es ist ein großer Identitätsshift. Kein Wunder, dass ich unbewusst versucht habe am alten Leben festzuhalten, an alten Gewohnheiten.

Nicht nur der Körper verändert sich gerade in einer schnelle, wie ich es noch nie erfahren habe, sondern auch das Baby ist jetzt nicht mehr nicht jeden Tag präsent.

Ich bin nicht mehr alleine.

Während ich in der zweiten Phase noch viele Momente des „Alleinseins“ hatte, die sich nach „Sabina“ angefühlt haben, so fühle ich jetzt deutlich, dass ich nicht mehr alleine bin.

Dieser Zustand hat sich die letzten Wochen ziemlich fremd angefühlt und ich konnte mir nicht erlauben, genau diesen Gefühlen Platz zu machen, aufgrund von meinen eigenen Erwartungen alles easy annehmen zu können. Aber genau diese Veränderungen und Gefühle sind genauso Teil dieser Reise und erst das Anerkennen lässt uns Wachsen.

Gerade bin ich an einem Punkt wirklich bewusst zu erfahren, was wir Frauen in unseren Körpern eigentlich leisten und das in einer ziemlich kurzen Zeit. Und das alles für einen anderen richtigen Menschen in uns.

Es darf sich fremd anfühlen. Es darf überfordernd sein. Es darf Angst machen. Es darf alles zu viel sein. Tränen dürfen fließen. Wut darf aufkommen. Widerstand darf anerkannt werden. Es gibt nichts, wofür wir uns schämen müssen in diesem Prozess.

All das ist genauso Teil der Reise, wie die Gefühle der bedingungslosen Liebe, der tiefen Verbundenheit zum Baby, der starken Intuition, der Vorfreude.

Wir dürfen trauern, um unsere alten Anteile. Wir dürfen trauern im Loslassprozess. Ich habe den ganzen Morgen einfach alle Tränen fließen lassen, die kommen wollten, um mich von den Anteilen zu verabschieden, die so lange gedient haben, und jetzt aber nicht mehr.

Und ich weiß, dass es wieder Raum für sie geben wird in diesem Leben. Sie müssen nicht alle vollkommen sterben. Aber sie dürfen sich gerade verändern und mehr in den Hintergrund treten und Platz für neue Anteile in mir schaffen.

Wer ich dann wirklich sein werde, zeigt sich dann mit der Zeit, wenn ich es erfahre. Aber ich spüre, dass ich dem Gefühl der Verantwortung mehr Raum geben darf. Ich bin nicht mehr nur für mich in meinem Körper und werde es auch die nächsten Jahre nicht sein. Ich kann nicht mehr Sport machen, wie ich es vorher gemacht habe, oder auch nur lange stehen. Alle Tätigkeiten verändern sich gerade, weil ich nicht mehr alleine bin.

Ich darf mehr in die liebevolle Annahme aller körperlichen Veränderungen gehen und mich damit auseinandersetzen, was da innerlich gerade geleistet wird. Alle Organe verschieben sich, um Platz für das Baby zu machen und der Körper pumpt 50% mehr Blut als vorher – wie krass?

Ich spüre, je bewusster ich mich mit dem auseinandersetze, was da innerlich auf jeder Ebene passiert, desto eher kann ich in die Annahme gehen und mein Leben anpassen.

Und was ich auch ganz deutlich spüre, ist, dass das Baby nicht negativ von all dem Chaos beeinflusst wird. Im Gegenteil. Je mehr ich mir erlaube, mein Menschsein anzuerkennen, desto besser ist es. All diese Gefühle und Prozesse machen uns als Menschen aus.  Sie machen uns echt. Das Kind soll nicht nur „die perfekte Seite“ erleben, wie es uns oft beigebracht wurde. Es spürt die Schattenanteile sowieso. Es spürt ja sowieso alles. Da können wir es auch lieber anerkennen. So lernt das Kind schon so früh, dass alle Gefühle erlaubt sind und dass wir, vor allem als Frauen, nicht immer die Maske aufsetzen müssen, „dass alles okay ist“ und wir uns nicht schämen für alle unsere Anteile. Ich mache mir gar keine Sorgen, dass es negativ davon beeinflusst wird, vor allem wenn die Energien dann fließen und nicht mehr aufgestaut sind. Die letzten Wochen hat es sich nicht gut angefühlt, weil ich im Widerstand war und sich diese Energie immer mehr aufgebaut hat im Körper.

Diese Schwangerschaft ist eine tiefe Einladung für mich noch mehr anzuerkennen, wo ich einfach nur Mensch bin. Es erinnert mich mehr und mehr daran, wer ich eigentlich bin. An meine Stärken, aber auch an meine tief verborgenen Schattenanteile. Sie lässt mich Tränen weinen, die schon lange geweint werden wollten. Nach Hilfe fragen statt alles alleine machen zu wollen. Alle Gefühle da sein zu lassen. Sie erinnert mich mehr und mehr daran, was es eigentlich bedeutet Mensch zu sein.

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